Braucht es Atomkraft für die Eindämmung der Klimakrise?
GLOBAL 2000 veröffentlicht Faktencheck-Video zur Klimakonferenz COP 28 – Atomkraft mehr als doppelt so teuer wie Erneuerbare, alterungsbedingte AKW-Ausfälle gefährden Versorgungssicherheit
Morgen beginnt die Klimakonferenz COP 28 in Dubai. Aus diesem Anlass veröffentlichen GLOBAL 2000 und seine deutsche Partnerorganisation BUND Naturschutz ein animiertes Video, das die Faktenlage zu Atomkraft als möglichem Beitrag zum Klimaschutz analysiert. Das Erklärvideo soll insbesondere jüngere Menschen ansprechen, die über Internet-Plattformen wie You Tube und über Social Media regelrechten Desinformationskampagnen ausgesetzt sind.
„Viele der Behauptungen der Atomindustrie halten einem sachlichen Faktencheck auf Basis von seriösen Quellen wie der Internationalen Energieagentur oder dem Weltbericht der Atomindustrie nicht stand“, sagt Reinhard Uhrig, Anti-Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. „Auch die Ankündigungen von ‚neuen‘ oder ‚modularen‘ Reaktorkonzepten (SMR und Kernfusion) kommen in der für die Klimakrise relevanten nächsten Dekade zu spät – falls sie überhaupt jemals serienreif werden.“
Nach aktuellen Daten der Internationalen Energieagentur mit Sitz in Paris kostet Strom aus Atomkraft mehr als doppelt so viel wie Strom aus modernen Erneuerbaren wie Wind und Solar, selbst wenn man die Kapazitäts- und Flexibilitätskosten der variablen Einspeisung der Erneuerbaren mit einberechnet. Klimaschutz muss möglichst kosteneffizient weltweit CO2-Emissionen reduzieren – schon der hohe Preis pro Kilowattstunde disqualifiziert Atomkraft als Maßnahme.
Weiters zeigen Daten des Weltberichts der Atomindustrie (World Nuclear Industry Status Report), dass der Neubau von Atomkraftwerken so komplex ist, dass neue Projekte in der relevanten Zeit bis 2040 nicht fertig werden können, wohingegen Solarkraftwerke und Windräder wesentlich schneller ans Netz gehen.
Bei den weltweit bestehenden knapp 400 Reaktoren sorgt ihre Alterung für zunehmend mangelhafte Versorgungssicherheit durch viele außerplanmäßige Ausfälle: in Frankreich stand im Jahr 2022 die Hälfte der Reaktorflotte für notwendige Reparaturarbeiten an Notkühl-Einspeisstutzen still, das stark von Atomkraft abhängige Land musste notgedrungen große Strommengen aus dem Ausland beziehen. Der Ausfall von einzelnen erneuerbaren Anlagen kann hingegen aufgrund der geringeren Größe einfacher durch andere Einheiten und verschiedene erneuerbare Erzeugungsarten kompensiert werden.
Ob Kernfusionskraftwerke oder Small Modular Reaktors jemals serienreif und marktfähig werden ist nach Angaben der Nuclear Energy Agency der Internationalen Energieagentur fraglich. Diese Technologien sind in verschiedenen Frühphasen der Entwicklung und es gibt weltweit noch fast keine Prototyp-Anlagen. Klar ist jedoch, dass diese Technologien ebenfalls nicht in der klimarelevanten nächsten Dekade substantielle Strommengen liefern werden.
Nuklear-Mächte planen Atom-Show auf der Klimakonferenz
Im Vorfeld der COP 28 brachten sich bereits mehrere große Nuklearmächte in Stellung für die Bewerbung von Atomkraft auf der Klimakonferenz, darunter die USA und Großbritannien sowie Frankreich, aber auch Länder wie Schweden, die ihre Position zu Atomkraft unter einer neuen rechtspopulistischen Regierung geändert haben.
„Wir laden die klimainteressierte Öffentlichkeit ein, mit uns den Faktencheck zu machen und nicht auf die Show der weltweit kriselnden Nuklearindustrie bei der Klimakonferenz hereinzufallen“, sagt Uhrig abschließend. „Die langjährige Weltmarktführer im Atom-Sektor, Rosatom aus Russland und China General Nuclear aus China scheiden in vielen Weltregionen aus geopolitischen Gründen als Anbieter aus, die westlichen Konzerne EdF aus Frankreich und Westinghouse aus den USA sind in massiven Finanznöten. Der radioaktive Schein trügt – der tatsächliche Weg zur raschen, kostengünstigen und sicheren Eindämmung der Klimakrise ist erneuerbar.“
Hier das Video von Global 2000: