EU-Gipfel verschärft Klimaziel bis 2030
Die Europäische Union verschärft ihr Klimaziel für 2030: Um mindestens 55 Prozent soll der Ausstoß von Treibhausgasen unter den Wert von 1990 sinken. Bisher galt ein Ziel von minus 40 Prozent. Die EU verpflichtet sich, bis 2050 klimaneutral zu sein – also nicht mehr Treibhausgas zu produzieren, als durch Wälder und andere natürliche CO2-Speicher ausgeglichen werden kann. Die EU-Kommission wird nun bis Sommer 2021 detaillierte Pläne zur Umsetzung dieser Ziele vorlegen.
„Diese Einigung ist ein dringend notwendiger Schritt, um die Klimakrise abzuwenden. Jetzt müssen dem Beschluss Taten folgen. Wir haben keine Zeit zu verlieren, es gibt keine Ausreden mehr. Das bedeutet auch: Es sind nun alle Mitgliedstaaten gefordert, ihren Beitrag zu leisten. Jetzt ist klar, dass der Wiederaufbau nach der Coronakrise grün sein muss!“ so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Eine gemeinsame Position der Mitgliedsstaaten ist Voraussetzung für die noch anstehenden Verhandlungen mit dem EU-Parlament. Die Abgeordneten hatten sich im Oktober darauf verständigt, für ehrgeizigere Ziele einzutreten. Sie fordern ein Reduktionsziel von 60 Prozent für 2030.
NGOs: verpasste Chance
Die Umweltorganisation Global 2000 sieht weiteren Verbesserungsbedarf: „Damit wir eine gefährliche Überhitzung des Weltklimas verhindern können, braucht es noch viel weitergehende Schritte der EU. Eine Reduktion um mindestens 65 Prozent ist machbar und notwendig“, so Johannes Wahlmüller, Sprecher von Global 2000, am Freitag in einer Aussendung. Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertete die Einigung als „mutlosen Kompromiss auf Kosten der Zukunft“. Der aktuell geplante Schritt gehe nicht annähernd weit genug. Das sei eine verpasste Chance.
Digitaler Klimagipfel: UNO-Generalsekretär Antonio Guterres fordert weltweite Ausrufung des „Klimanotfalls“
Beim digitalen Klimagipfel, dem „Climate Ambition Summit“ - fünf Jahre nach der Einigung auf das Klimaabkommen der Vereinten Nationen - hat UNO-Generalsekretär Antonio Guterres alle Staaten der Welt aufgefordert, den „Klimanotfall“ zu erklären. Dieser solle so lange gelten, bis CO2-Neutralität erreicht sei, so Guterres.
In Paris hätten die Staaten versprochen, den Temperaturanstieg so nah bei 1,5 Grad wie möglich zu begrenzen, sagte Guterres. Aber die dort gemachten Zusagen beim Klimaschutz reichten nicht aus, und nicht einmal diese würden eingehalten. Wenn die Weltgemeinschaft nicht umsteuere, gehe es wohl auf einen katastrophalen Temperaturanstieg um mehr als drei Grad noch in diesem Jahrhundert zu. „Kann irgendjemand noch leugnen, dass wir vor einem dramatischen Notfall stehen?“, fragte Guterres.
Der Aufschwung nach der Pandemie biete eine Gelegenheit, Wirtschaft und Gesellschaft auf einen „grünen Pfad“ zu führen. „Aber das passiert noch nicht“, mahnte Guterres. In ihren Konjunkturpaketen gäben die wirtschaftlich starken G-20-Staaten 50 Prozent mehr für Bereiche aus, die mit der Produktion und dem Verbrauch von Kohle, Öl und Erdgas zu tun hätten, als für klimafreundliche Energie. „Das ist nicht akzeptabel“, so der UNO-Generalsekretär.
Die reguläre zweiwöchige Welt-Klimakonferenz in Glasgow findet wegen der Coronakrise erst im November 2021 statt.