Klimabericht: Zeitfenster schließt sich
Der am Montag präsentierte Bericht des UNO-Weltklimarats (IPCC) warnt eindringlicher denn je: Jede weitere Verzögerung bei Klimaschutzmaßnahmen werde dazu führen, dass das „das Fenster der Gelegenheit sich schließt, eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern“. Erderhitzung und Extremwetter drohen Millionen in die Armut zu stürzen.
Die Hälfte der knapp acht Milliarden Menschen weltweit sind bereits durch den Klimawandel „hochgradig gefährdet“. Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das Wohlergehen des Menschen und die Gesundheit des Planeten, so der Bericht. Die Erderwärmung und Extremwetter drohen Millionen in die Armut zu stürzen. Steigende Lebensmittelpreise, ein gestörter globaler Handel und große Arbeitslosigkeit könnten die Folgen sein. Der Wandel drohe die Welt schneller zu verändern als bisher angenommen.
Auch in Europa schwerwiegende Auswirkungen
Der Bericht sagt auch für Europa schwerwiegende Auswirkungen voraus. Bereits die bisherige Erwärmung um 1,1 Grad habe „Auswirkungen auf natürliche und menschengemachte Systeme in Europa“. So seien Hitzewellen und Dürren häufiger geworden. In Zukunft werden Gesundheitsprobleme durch Hitzewellen, Dürren, Wassermangel sowie Überflutungen von Flüssen und steigende Meeresspiegel sich häufen. Die Zahl der Hitzetoten in Europa dürfte sich laut IPCC bei einer prognostizierten Erwärmung um drei Grad im Vergleich zu einem 1,5-Grad-Szenario etwa verdoppeln oder verdreifachen, heißt es in dem Bericht. Dann würden auch die Gesundheitssysteme an ihre Grenzen stoßen. “Wenn wir unsere Treibhausgas-Emissionen nicht bald stoppen, könnte sich unser künftiges Klima zu einer Hölle auf Erden entwickeln“, so der Klimaforscher Tim Palmer von der Uni Oxford.
Fundamentale und rasche Veränderungen notwendig
Es seien fundamentale gesellschaftliche Veränderungen nötig. Die Energie müsse sauber und nachhaltig produziert werden, die Wegwerfmentalität beseitigt werden. Städte und Landwirtschaft müssten nachhaltig und die Mobilität verändert werden: mehr Rad- statt Autofahren, mehr Zugsfahren statt Fliegen. Wichtig sei, die gesamte Bevölkerung mitzunehmen, mahnte die Klimaforscherin und Mitautorin Daniela Schmidt von der University of Bristol.
Österreich muss erneuerbare Energien rascher ausbauen
Wird jetzt in Anpassungsmaßnahmen investiert, könne man dadurch höhere Investitionen oder Kosten durch die Auswirkungen des Klimawandels in der Zukunft vermeiden. „Weiter wie bisher kann für uns alle keine Option sein. Wir werden auch in Österreich verstärkt mit Extrem- und Unwettern, Trockenheit und Hitze in unseren Regionen und Städten rechnen müssen. Die Klimakrise sorgt für verwüstete Landstriche, schadet unserer Wirtschaft mit immens hohen Folgekosten in Milliardenhöhen, zerstört Lebensgrundlagen, Existenzen und Arbeitsplätze, so Klimaministerin Leonore Gewessler.
Der Weg in eine klimafreundliche Zukunft werde von der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern gebremst: „Gerade jetzt müssen wir raus aus den Fossilen und in den Ausbau von Erneuerbaren investieren.“ Der Bericht zeige deutlich, dass die Menschen durch die Klimakrise verwundbarer denn je seien. „Das Gute ist, das bestätigt uns auch der IPCC-Bericht: Wir können mit ambitionierten Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen die Klimakrise wirksam eindämmen.“
Weckruf muss jetzt gehört werden
Umwelt-NGOs schlugen angesichts des Berichts Alarm. "Selbst für diejenigen, die sich schon lange mit der Materie beschäftigen, sind die Ergebnisse schockierend. Bei Beibehaltung des aktuellen Kurses sind schwere Folgen zu erwarten“, warnte Global 2000.
Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich sah in den Erkenntnissen einen „Weckruf an die internationale Politik“ und forderte einen Klima- und Naturschutzpakt. „Noch nie in der Geschichte der Menschheit konnten wir so genau vorhersehen, welches Schicksal uns bevorsteht, wenn die Politik nicht handelt“, hieß es von „Fridays for Future“. Die Regierungen würden wissentlich auf die wohl größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit zusteuern.
IPCC
Der IPCC wurde 1988 gegründet. Der neue Bericht ist Teil zwei seines sechsten Sachstandsberichts zum Klimawandel. Der erste Teil über die wissenschaftlichen Grundlagen kam im August 2021 heraus. Der dritte Teil wird im April erwartet.