Vienna Forum on Climate Action: Der Ausstieg aus fossilem Gas ist möglich und notwendig
Seit 5 Jahren veranstaltet die Windkraft Simonsfeld gemeinsam mit Global 2000 das Vienna Forum on Climate Action – mit bisher Hunderten Besucher*innen. Das Thema beim diesjährigen Forum: Wie schaffen wir den notwendigen Ausstieg aus fossilem Gas? Angesichts beschleunigter Klimaerhitzung, turbulenter Strompreise und risikoreichen Energieimporten aus Krisenregionen muss dieser Ausstieg so rasch wie möglich erfolgen. Beim Vienna Forum on Climate Action diskutierten Expert*innen gemeinsam mit Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft wie das gelingen kann. Fazit: Es kann und muss gelingen.
In seinem Eröffungsstatement bekräftigte Alexander Hochauer, Finanzvorstand der Windkraft Simonsfeld, dass der Gasausstieg notwendig und entscheidend für den Klimaschutz und das Erreichen unserer Klimaziele ist sei. „Absichtserklärungen der Politik gibt es genug, leider sind diese oft nur politisches Kalkül, daher braucht es entsprechende Rahmenbedingungen und verbindliche, klare Ziele für den Ausstieg, sonst ändert sich nichts.“
Christian Redl von der Agora Energiewende präsentierte Szenarien, wie es die EU schaffen kann auf fossiles Gas zu verzichten. Dabei wird vor allem auf die Elektrifizierung der Infrastruktur gesetzt, wo immer dies machbar ist. Fazit: Auf diese Weise wird weniger Wasserstoff benötigt als bisher angenommen und die notwendigen Importe können sehr gering gehalten werden.
Frieda Kieninger, Director of EU affairs bei Food and Water Action Europe machte in ihrem Vortrag deutlich, dass auf EU-Ebene wichtige Weichenstellungen bevorstehen. Sie kritisierte, dass die EU trotz klarer Treibhausgas-Reduktionsziele, weit hinter notwendigen konkreten Maßnahmen für einen Gasausstieg zurückbleibt. Dies wird nicht nur am Ausbau von neuer Gasinfrastruktur in ganz Europa sichtbar, sondern auch durch die gefährliche Aufweichung der Grenze zwischen Erdgas und ‚alternativen‘ Gasen durch den Wasserstoff-Boom. Denn mehr als 99 % des erzeugten Wasserstoffs in Europa kommt aus fossilen Energien. Der aktuelle Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur ist de facto Subventionierung von fossilen Energien mit Hunderten Milliarden €.
Rita Gnehm, Energieplanerin der Schweizer Planar AG für Raumentwicklung, präsentierte Erfolgsbeispiele für den Gasausstieg in der Schweiz. Fazit: das Netto-Null-Ziele im Wärmebereich ist mit klaren, fortschrittlichen Energiegesetzen und vernetzter Raumplanung sogar mit großer Unterstützung der Bevölkerung möglich.
Anschließend erfolgte die Paneldiskussion mit Markus Winter (Technikvorstand der Windkraft Simonsfeld), Stephan Auer-Stüger (Neos), Karin Doppelbauer (SPÖ), Lukas Hammer (Grüne) und Johannes Wahlmüller (Global 2000). Dabei ging es vor allem um die Frage, was in Österreich nun geschehen muss, damit der Gasausstieg gelingen kann. Einig war sich das Podium in der Frage, dass erneuerbares bzw grünes Gas keine Lösung bietet, weil es auf absehbare Zeit ein knappes und teures Gut bleiben wird, und daher nur dort eingesetzt werden sollte, wo es keine Substituierung durch erneuerbare Elektrifizierung gibt.
Markus Winter, Finanzvorstand der Windkraft Simonsfeld ergänzt: „In Österreich fehlen dafür die Flächen und ausreichend erneuerbarer Strom, denn die Umwandlung in Wasserstoff ist sehr energieintensiv. Wo immer möglich muss Gas durch erneuerbaren Strom ersetzt werden. Bei Neubauten sollten die Eigentümer*innen verpflichtet werden, den eigenen Strombedarf bilanziell selbst zu produzieren. Förderungen müssen zielgerichtet an jene gehen, die diese für den Umstieg benötigen und ohne Gießkanne wie zuletzt. Wir werden Öfen nicht mehr auf 1000 Grad erhitzen müssen um 23 Grad Raumtemperatur zu erzielen.“ Wie das erfolgreich – und mit hoher Zustimmung der Bevölkerung funktioniert – habe heute Rita Gnehm mit Beispielen aus der Schweiz belegt. Österreich hat allein 2022 mehr als 21 Mrd. € für den Import von Öl und Gas aufgewendet, der notwendige Ausbau von Wind- und Sonnenenergie kostet einen Bruchteil. Die „Energiewende ist also leistbar, sichert unabhängige Versorgung und ist ohne Alternative, aber die Wärmewende braucht Zeit und verlässliche Planung,“ so Winter.
Daneben wurden notwendige Maßnahmen wie der ein Beschluss eines Erneuerbaren Gasgesetzes, der raschere Ausbau von Wind- und Sonnenenergie, sowie ein Plan B für das großteils abgesagte Erneuerbaren Wärmegesetz lebhaft diskutiert. Der Ausklang erfolgte bei Buffet und Getränken mit angeregter Diskussion.